Der Hamburger Arbeitsmediziner Prof. Dr. med. Alfred Manz starb am 31.12.2015 im Alter von 94 Jahren. Studenten der Medizin begeisterte er in den frühen 80er Jahren in extracurriculären Seminaren für das trockene Fach Arbeitsmedizin mit Betriebsbesichtigungen in großen Hamburger Betrieben. Wir waren fasziniert, wie er geradezu beiläufig hier eine Asbestplatte hervorzog, dort ein Benzol-Gebinde entdeckte er machte für uns Arbeitsmedizin erlebbar. 35 Jahre arbeitete Prof. Manz als Betriebsarzt bei den Hamburger Gaswerken. Er und der Epidemiologe Prof. Dr. Jürgen Berger, Hamburg, legten die wissenschaftliche Grundlage für die Berufskrankheit 4110 (Bösartige Neubildungen der Atemwege durch Kokereirohgase). Dieser Forschungsschwerpunkt fand seine Weiterentwicklung über die Berufskrankheiten 4113, 4114 und aktuelle Beratungen zum Larynx- und Lungenkarzinom bis in die heutige Zeit.Weltweite Aufmerksamkeit erhielt Manz jedoch mit seinen Arbeiten über die Boehringer-Kohorte. Es handelt sich um Arbeiter aus der Herbizid-Produktion mit beruflicher Exposition gegenüber Dibenzodioxinen und Dibenzofuranen. Seine erste wissenschaftliche Arbeit hierüber erschien 1991 im Lancet, seine letzte 2012 in Occupational Environmental Medicine. Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg machte ihn zum Leiter der Beratungsstelle für Chemiefacharbeiter in Hamburg, wo er sich bis zum Ende seiner Tage für erkrankte ehemalige Boehringer-Mitarbeiter einsetzte. Ich werde nicht vergessen, wie er mich ich war damals frischer Stationsarzt in der Lungenklinik Großhansdorf bei Hamburg, und es war wohl erstmals 1985 oder 1986 immer wieder auf der Krankenstation besuchte, wenn einer der von ihm arbeitsmedizinisch betreuten Patienten mit einem auffälligen Lungenbefund zur Abklärung war. Er drängte mich geradezu, eine ausführliche Arbeitsanamnese zu erheben und gab keine Ruhe, wenn die Themen Asbest, Kokereirohgase, auch Dioxin und Benzol nicht komplett und quantitativ abgearbeitet waren. So machte er es auch mit anderen Stationsärzten in anderen Kliniken.
Er widmete sich früh Fragen der Synkanzerogenese, der Risikoverdoppelung, der häuslichen Verschleppung beruflicher Kanzerogene also den auch heute noch wichtigen und offenen Fragen zum Thema Berufskrebs.
Konflikte mit der etablierten arbeitsmedizinischen Lehrmeinung blieben nicht aus. Manchmal rang der Kämpfer für Patientenrechte Manz mit dem Wissenschaftler Manz. Wir damaligen Studierenden und späteren Stationsärzte werden seine Worte nicht vergessen Wer soll sich denn um die Frage der beruflichen Verursachung von Karzinomen kümmern, wenn nicht wir?
Die Arbeitsmedizin und diejenigen, die von Prof. Manz Forschungsarbeiten und klinischem Einsatz Nutzen hatten, werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Prof. Dr. Dennis Nowak